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Zur Geschichte des Schwarzer Hofes

 

Der Schwarzer Hof ist eines der wenigen annähernd original erhaltenen, mittelalterlichen Radmeisterhäuser der Steiermark.

 

Radmeister war die mittelalterliche Bezeichnung für Erzmeister. Um 1524 war Erasmus Haidenreich, Radmeister und kaiserlicher Amtmann in Innerberg, Eigentümer des Hofes. Zur Zeit der Religionskriege im 16. Jahrhundert befand sich das Haus im Besitz des einflussreichen Radmeisters Scheichl, eines weltoffenen Protestanten. Nach ihm übernahm Radmeister Schwarz, nach dem das Haus benannt wurde den Hof und übergab ihn später an die "Innerberger Hauptgewerkschaft". Diese lenkte die Geschicke der Stadt Eisenerz durch das 18. und 19. Jahrhundert.

 

Sie wurde 1881 von der Alpine Montangesellschaft abgelöst. Die Alpine Montangesellschaft und der VOEST-Alpine Konzern blieben Eigentümer bis 1979.

 

Seither war der Hof im Eigentum der GIWOG (Gemeinnützige Industrie- Wohnungsaktiengesellschaft), die im Jahr 1948 als Tochtergesellschaft der VOEST gegründet wurde. Bis 2002 befanden sich hier Genossenschaftswohnungen der GIWOG.

 

An einer umfassenden Dokumentation des Schwarzer Hofs (Pläne, Texte, Baudokumentation und Bilder) wird gearbeitet. Darauf aufbauend soll der Hof renoviert und in die Kultur- und Tourismusaktivitäten der Stadt Eisenerz sowie der Region Eisenwurzen integriert werden.

 

Zur Architektur
 

Der Schwarzer Hof in Eisenerz ist im Wesentlichen in seiner Erscheinungsform aus dem 16. Jahrhundert erhalten geblieben. In diesem schlossähnlichen Hof ist die architektonische Grundstruktur des mittelalterlichen Bauwerks noch deutlich erkennbar.

 

Bestimmend für die heutige Gesamterscheinung ist der weitläufige, nach italienischen Vorbildern gestaltete Innenhof mit denen um 1580 entstandenen Arkaden. Das Radmeisterhaus ist eine unregelmäßige zweigeschossige Anlage, mit unterschiedlicher Arkadenteilung im Erdgeschoß und im Obergeschoß. Beim Schwarzer Hof, der seinen Namen vom Radmeister Schwarz herleitet, handelt es sich um das Herrenhaus zum Radwerk Nummer 6.

 

Eine Besonderheit sind die umfassenden Sgraffitoverzierungen der Hof- und der Außenfassaden. Diese Art der Verputztechnik (Kratzputzzierat) wurde in der Architektur verwendet, um die repräsentative Stellung bedeutender Bauten, wie z.B. Rat- oder Gemeindehäuser zu unterstreichen. Die italienische Sgraffito-Mode nahm in den Jahren zwischen 1580 und 1590 großen Einfluss auf die heimische Fassadengestaltung - vor allem bei Häusern der zu Reichtum gekommenen Bürgers- und Handelsleute in der so genannten Eisenwurzen-Region. Nach heutiger Auffassung verstand sich die Sgraffitomalerei möglicherweise auch als Bild- und Botschaftsträger religiöser Motive in der Zeit des aufkommenden Protestantismus und der Gegenreformation.

 

Der Schwarzer Hof dokumentiert in einzigartiger Weise die mit dem Eisenwesen verbundene wirtschaftliche Entwicklung dieser Region und ihrer weit reichenden überregionalen Handelsbeziehungen. Er ist ein in lokalhistorischer, baugeschichtlicher und baukultureller Hinsicht einzigartiges Denkmal der Renaissance unseres Landes.

 

Dank

 

Unser besonderer Dank gilt dem Direktor der GIWOG Herrn Dr. Georg Pilarz, der das Gebäude an die Baukulturstiftung übergeben hat.

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